| Nr. 076/09

zu TOP 9: Kultur in Schleswig-Holstein hat gute Perspektiven!

Es gilt das gesprochene Wort
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Zunächst möchte ich mich bei dem Urheber, unserem Kollegen Hans Müller, für seinen umfassenden Fragenkatalog bedanken. Gleichfalls geht mein Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatskanzlei sowie der beteiligten Ministerien für die umfangreiche und sehr detaillierte Beantwortung.

Das Exposé gibt einen hervorragenden Überblick über die unterschiedlichsten Facetten der Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins sowie die grundsätzlichen kulturpolitischen Überlegungen der Landesregierung. Ein Wermutstropfen ist lediglich die ausgebliebene Beteiligung der Kommunen, die dieses Gesamtbild noch weiter abgerundet hätte.

Kulturpolitik ist eine Querschnittsaufgabe und ich bin dankbar, dass die Entwicklung der Kultur in unserem Land beim Ministerpräsidenten angesiedelt ist. Die Entscheidung im Koalitionsvertrag im Jahr 2005, den Bereich der Kultur in die Staatskanzlei zu holen, ist eine sinnvolle und zukunftsweisende Grundlage für eine erfolgreiche Ausrichtung. Kulturelle Förderung erfolgt jedoch nicht nur durch die Staatskanzlei, sondern kulturelle Maßnahmen finden sich auch in den Haushalten des Bildungsministeriums, des Wirtschaftsministeriums, der Jugendministerin und des Landwirtschaftsministeriums. Diese Querschnittsaufgabe findet auch ihren Niederschlag im vorliegenden Bericht.

Der Umfang dieses Berichts erlaubt in der heutigen Diskussion sicherlich nur die Erwähnung weniger Einzelaspekte und damit nur eine sehr subjektive Betrachtung:
• Jugendkulturarbeit
Besonders zu begrüßen ist die im Bericht aufgeführte Initiative Kinder- und Jugendkultur. In unserer schnellebigen Zeit ist es von besonderer Bedeutung, die junge Generation an unser kulturelles Erbe heranzuführen und damit die Bemühungen von Elternhaus und Schule zu unterstützen und zu befördern.
Schließlich ist auch das ein wesentlicher Bestandteil der Wertevermittlung.

Internetauftritt, Kinder- und Jugendkulturpreis, Zusammenarbeit von Schulen und Institutionen des kulturellen Lebens sowie Schulen mit besonderem kulturellem Profil sind Schritte, die in die richtige Richtung weisen und die es zu entwickeln gilt.
Mit der Schaffung der MuseumsCard, einer Initiative der Landesregierung, der Sparkassen Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit dem Museumsverband Schleswig-Holstein, ist es gelungen, dass acht- bis 16-jährige Mädchen und Jungen von Juli bis November zahlreiche Museen kostenfrei besuchen können. Die Resonanz im Jahre 2008, nämlich ca. 80 000 ausgegebene Karten, spricht für den Erfolg des Konzeptes.
Auch die Schaffung eines „Freiwilligen sozialen Jahres in der Kultur“ kann neben der Attraktion für den Ausübenden auch eine willkommene Unterstützung für das jeweilige Institut bedeuten.

• Teilhabe von sozial schwachen und/oder bildungsfernen Menschen
Die Teilhabe am kulturellen Leben muss selbstverständlich sein. Der Zugang für sozial schwache und/oder bildungsferne Menschen muss barrierefrei ausgestaltet sein. Wir müssen auch in Zukunft alle Anstrengungen unternehmen, dass wirkliche Teilhabe für alle Menschen in unserem Land entsteht. Und ich bin froh, dass der Ministerpräsident in diese Richtung hinarbeitet. Teilhabe für alle soll aber keinesfalls bedeuten:
„In einem Einheitsbrei gibt’s für jeden etwas.“
Sowohl der Faktor der Integration als auch der Differenzierung war immer Teil kultureller Errungenschaft. Kunst ist frei – und das muss auch so bleiben.

• Kulturelle Leistungen von Minderheiten in Schleswig-Holstein
Hier wird seit Jahrzehnten hervorragende Arbeit geleistet, die einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt des Landes liefert. Zum einen dient sie der Bewahrung der kulturellen Identität und Eigenständigkeit innerhalb der Minderheit, sie stellt aber zugleich auch Angebote an die Mehrheit zum Kennen lernen der Minderheit dar. Nicht zu vernachlässigen ist die Brückenfunktion der dänischen Minderheit zum Nachbarland Dänemark. Auch in Zukunft müssen wir uns daran messen lassen, inwieweit diese Leistungen unterstützt werden können.

• Kulturelle Partnerschaften
Ich freue mich, dass vielerorts bereits Wege gegangen werden, sodass die notwendige Trägerschaft der Kultur sowohl in der Spitze als auch in der Breite auf verschiedene Schultern verteilt wird. Das ist auszubauen.
Wir alle müssen uns auch im Bereich der Kultur daran gewöhnen, dass der Staat eben nicht mehr in der Lage ist, alles zum Besten zu regeln. Jeder von uns muss auch hier lernen, in seinem Umfeld dafür Verantwortung zu übernehmen. Dies gilt ebenso für die kulturellen Institutionen, die gefordert sind, ihr kreatives Denken auch dafür zu nutzen, die wirtschaftliche Führung ihrer Einrichtung zu gewährleisten. Es gilt, sich darüber Gedanken zu machen, wie die Attraktivität einer Institution für weitere Kunden- / Besucherpotentiale zu steigern ist. Das soll nicht heißen, jeder populären Zeitströmung bedingungslos nachzugeben und die Qualität zu opfern. Aber es kann z.B. für ein Theater bedeuten, ein profitables seichtes Stück zu spielen, um damit einen Klassiker zu finanzieren und der Nachfrage zu entsprechen.

Wir sind sicherlich alle der Auffassung, dass Kultur ein erfolgreicher Standortfaktor für Schleswig-Holstein bleiben soll. Hierbei wird die Partnerschaft von Staat und Privatwirtschaft in der Zukunft zunehmend an Bedeutung gewinnen müssen, wenn wir die Vielfältigkeit der Kulturlandschaft in Schleswig-Holstein erhalten und weiter entwickeln wollen. Privates Mäzenatentum existiert schon seit langem, aber es gilt auch, sich ständig darum zu bemühen. Privates finanzielles Engagement kann aber nur zusätzlich zur staatlichen Förderung erfolgen.

In diesem Zusammenhang besonders beeindruckend war für mich die Beschreibung der mehr als zweihundert Stiftungen in Schleswig-Holstein. Die Stiftungszwecke reichen von der Förderung der Heimatpflege bis zur Vergabe von wissenschaftlichen Stipendien, von der Nachlasspflege verstorbener Künstler bis zur Förderung des Küstenschutzgedankens. Diese unwahrscheinliche Vielfalt spiegelt aber auch das immense ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger unseres Landes im Bereich der Kultur wider und ist für uns unverzichtbar.

• Theater
Auch die Theater werden von der Kulturpolitik keineswegs vernachlässigt. Seit Juni 2007 ist die Theaterförderung neu geordnet. Mittelfristig wird den Theatern und Kommunen dadurch eine Planungssicherheit ermöglicht. Bis in dieses Jahr sind die jährlichen Zuschüsse für die öffentlichen Mehrspartentheater gegenüber den Beträgen von 2006 jedes Jahr gestiegen, bis 2011 werden dann die Beträge eingefroren. Darüber hinaus erhalten sieben von einem Fachbeirat ausgewählte Privattheater für vier Jahre eine institutionelle Förderung.

• Kultur als Wirtschaftsfaktor
Nicht nur in Schleswig-Holstein ist Kultur ein bedeutender Wirtschafts- und Standortfaktor. Bundesweit gesehen ist die Kreativbranche die dritte Säule der Volkswirtschaft. Nach dem Maschinen- und dem Autobau hat die Kulturbranche mit einer Bruttowertschöpfung von rund 63 Milliarden € im Jahre 2008 den drittgrößten Betrag zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland geleistet.
In Verbindung mit einem weiteren bedeutenden Wirtschaftsfaktor unseres Landes, dem Tourismus, ist die Bedeutung des Themas Kultur in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Die in 2008 begonnenen Vermarktungskampagnen für die Zielgruppen „Familie“, „Best Ager“ und „Anspruchsvolle Genießer“ ermöglichen eine differenzierte Einbindung kulturtouristischer Partner in das touristische Marketing Schleswig-Holsteins.

Abschließend bleibt nur noch zu bemerken, was dieser Bericht eindrucksvoll verdeutlicht:

Die Kultur Schleswig-Holsteins ist weit über die Grenzen unseres Bundeslandes hinaus bekannt geworden durch die Highlights Schleswig-Holstein Musikfestival, Schloss Gottorf oder die Lübecker Altstadt. Aber darüber hinaus besitzen wir eine kulturelle Vielfalt, die den Vergleich nicht zu scheuen braucht. Diese Vielfalt gilt es zu bewahren, zu pflegen und weiter zu entwickeln. Diese Aufgabe obliegt uns allen in diesem Lande.
Wir werden im Bildungsausschuss sicherlich Gelegenheit haben, die Details des Berichtes ausgiebig zu diskutieren.

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Pressesprecher
Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel
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