Hartmut Hamerich (ehemaliger Abgeordneter)

Hartmut Hamerich (ehemaliger Abgeordneter)
Europa, Maritime Wirtschaft, Wald und Forst

| Nr. 120/09

zu TOP 45: Unser Ökosystem Wald muß weiterentwickelt werden

Es gilt das gesprochene Wort
Sperrfrist Redebeginn

Uns liegt der siebente Waldbericht vor, der sehr umfangreich ist und zu einem erheblichen Teil die Situation des Waldes der vergangenen Legislaturperiode beschreibt. Der Verwaltung möchte ich für den Bericht danken.

Defizite sind unverändert im Bericht beschrieben, und wir müssen angesichts der höchst angespannten finanziellen Lage auch weiterhin mit Defiziten leben. Das Ziel, den Waldanteil der Landesfläche auf 12 Prozent anzuheben, ist nach wie vor nicht erreicht. Andere Ziele, wie beispielsweise die Gründung der Landesforstanstalt, sind erreicht. Darauf können wir auch besonders stolz sein. Die Landesforstanstalt ist nicht die bloße Umbenennung des Bestehenden, sondern eine grundlegende Veränderung mit einer sehr positiven Entwicklung für den Wald- und dies muss auch gesagt werden, mit einer ebenso positiven Perspektive für den Landeshaushalt.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen:
Dem Gesamtverkauf des Landeswaldes hätte die CDU-Landtagsfraktion niemals zugestimmt. Diese Idee war eine von mehreren Diskussionsvorschlägen. Mehr nicht. Am Verkauf von Streu- und Splitterbesitz halten wir aber ebenso fest wie auch am Erwerb von Waldflächen dort, wo es sinnvoll ist.

Hervorheben möchte ich die Rahmenrichtlinie für die Waldbewirtschaftung in den schleswig-holsteinischen Landesforsten, die die alte Richtlinie für die naturnahe Waldentwicklung abgelöst hat. Ebenso halte ich das „Programm zur Bewirtschaftung der schleswig-holsteinischen Wälder auf ökologischen Grundlagen“ für erwähnenswert. Dieses Programm ist von dem Ministerium und dem Waldbesitzerverband unterzeichnet worden. Dies zeigt, es ist unverändert möglich, mit privaten Eigentümern zu vernünftigen und tragfähigen Vereinbarungen zu kommen. Wir sollten bei unseren Betrachtungen nicht vergessen, dass zwei Drittel des Waldes Privat- und Körperschaftswald sind. Umso wichtiger ist es, diese Eigentümergruppen einzubinden und nicht allein auf Gesetze und Vorschriften zu setzen.

Eine weitere Anhebung des Waldanteils in Schleswig-Holstein wird – wie im Koalitionsvertrag festgelegt – nur gelingen, wenn private Waldbesitzer auf landwirtschaftlichen Flächen Neuwaldbildung betreiben. Eine entsprechende Förderpolitik ist daher unumgänglich. Die oftmals geäußerte Behauptung, im Privatwald gehe es vorrangig um die Holznutzung und Kahlschläge seien immer zu befürchten, werden durch die Statistik der Holznutzung widerlegt. Die Nutzung im Privatwald entspricht mit 5,1 Erntefestmeter pro Hektar und Jahr der Nutzung im Landeswald. Deutlich darüber liegt die Nutzung im Körperschaftswald.

Interessant ist auch die Feststellung, dass der Laubbaumanteil im Privatwald deutlich höher ist als im Landeswald. Ich will nicht ausschließen, dass der Staat manches besser kann, aber eben nicht alles. Die oftmals durch kräftige Vorurteile geprägte Kritik an privaten Waldbesitzern ist in der Gesamtheit nicht haltbar. Dies wird auch an einer weiteren Zahl deutlich: von 162.000 Hektar Wald sind inzwischen rund 125.000 Hektar zertifiziert. Trotz der damit verbundenen Kosten haben viele private Waldbesitzer eine Zertifizierung angestrebt und umgesetzt. Ich will natürlich nicht verkennen, dass darin auch finanzielle Vorteile liegen. Allerdings ist die Zertifizierung inzwischen in ihrer Bedeutung ein wenig zurückgedrängt worden. Dies hängt natürlich auch mit den deutlich zurückgegangenen Holzpreisen zusammen.

Ich hoffe sehr, dass sich die Preise wieder stabilisieren und damit auch zertifiziertes Holz wieder an Bedeutung gewinnt. Es gibt noch viel zu tun. Unser Ökosystem „Wald“ muss weiter entwickelt werden, und wir brauchen noch viel mehr davon. Ich würde mich freuen, wenn in den nächsten Jahren insbesondere Privatwaldbesitzer verstärkt auf Neuwaldbildung setzten, und wir wieder in der Lage sind, die Förderung so auszugestalten, dass genügend Anreize dafür vorhanden sind.

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