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zu TOP 37 und 57

Es gilt das gesprochene Wort
Sperrfrist Redebeginn

Heute beschäftigen wir uns mit zwei kulturellen Themen, die vor dem Hintergrund finanzieller und konzeptioneller Probleme durchaus miteinander in Verbindung zu bringen sind. Allerdings ist zu bedauern, dass durch die gemeinsame Behandlung eine ausführliche Debatte kaum möglich erscheint. Ich hoffe daher, dass es uns gelingt, im Bildungsausschuss den einzelnen Bereichen die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.

Kommen wir zunächst zur Situation des Landestheaters. Ich danke dem Minister für seinen ungeschminkten Bericht. Gegenüber den Diskussionen in den vergangenen Jahren hat sich zumindest in kurzfristiger Hinsicht die Lage des Theaters verbessert. Dies ist vor allem den erfolgreichen eigenen Initiativen des Theaters und seiner Mitarbeiter zu verdanken, die wir vorbehaltlos anerkennen. Allerdings bleiben weiterhin strukturelle Probleme, die eine dauerhafte Stabilität in einige Ferne rücken. Und hier kommen nicht nur Landesebene und kommunale Ebene wieder in das Blickfeld sondern auch die staatlichen Theater in Kiel und Lübeck. Ich bedauere es sehr, dass die vom Landtag angeregte Strukturdiskussion unter Moderation des Ministeriums bisher keinen messbaren Erfolg erzielen konnte. Aber nach wie vor bin ich der Überzeugung, dass diese Gespräche fortgeführt werden müssen – vielleicht auch flankiert von einer Bedarfsanalyse, um eine stabile Struktur der Theaterlandschaft in Schleswig-Holstein für die Zukunft zu erreichen.

Kommen wir nun zum zweiten Themenbereich, Soziokultur und freie Theater. Ein Bereich, der für viele, insbesondere auch Kinder und Jugendliche, einen ersten Einstieg in die kulturelle Vielfalt unseres Landes bedeutet. Auch dieser Bereich der Kultur wird unter anderem getragen von großem ehrenamtlichem Engagement, für das ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken möchte.

Die Soziokultur und die freien Theater sind ausgerichtet auf eine enge Verknüpfung des Alltagslebens der Menschen mit Kunst und Kultur und bieten mehr als eine „reine“ elitäre Kulturförderung, wie es in einer Verlautbarung der Bundesvereinigung soziokultureller Zentren heißt. Vielfach haben sich soziokulturelle Zentren und freie Theater in sozial schwachen Stadtteilen oder Stadtteilen mit großem Migrantenanteil angesiedelt und leisten damit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Integration dieser Bürgerinnen und Bürger.

Der vorliegende Bericht, der die Antworten auf Kleine Anfragen der Linken noch einmal zusammenfasst, gibt uns einen knappen Einblick in die Szene.

Am meisten beeindruckt hat mich die Resonanz der Bevölkerung. Die freien Theater verzeichneten 2010 mehr als 110.000 Besucher – im Vergleich verzeichnete das Landestheater knapp 150.000 Besucher. Dazu im Gegensatz steht die staatliche Förderung – Landestheater: € 13,27 Millionen aus dem Kommunalen Finanzausgleich, freie Theater: ca. € 240.000 aus Landesmitteln zzgl. kommunaler Mittel in unbekannter Höhe. Für mich sind diese Relationen Anlass, über die Aktualität unserer Schwerpunktsetzung nachzudenken.

Die Besucherzahl der soziokulturellen Zentren liegt bei ca. 800.000, die Förderung des Landes bei € 96.000 in diesem Jahr, die kommunale Förderung betrug in 2010 ca. € 1,7 Millionen Betrachtet man das Angebot im soziokulturellen Bereich am Beispiel der Kulturwerkstatt Kühlhaus in Flensburg so reicht es in der Musik von der Nachwuchsförderung bis zu Leuchtturmprojekten, in der Literatur gibt es Werkstatt und Lesungen, es gibt Filmkooperationen, Theater, Tanz und Performance, Künstleratelier und anderes mehr. Ein besonderer Fokus wird gerichtet auf Jugendliche, Kinder und Familien.

Die soziokulturellen Zentren erfüllen also wie kaum andere Institutionen die Aufgabe, einen Ersteinstieg in das kulturelle Angebot in unserem Lande zu bieten sowohl für Erwachsene als auch besonders für Jugendliche. Darüber hinaus wird Wert auf aktive und kreative Beteiligung gelegt und nicht nur einfach der Konsum von Kultur gefördert. Ich bin überzeugt, dass dies im Zeitalter des Internets der richtige Weg ist, um bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Interesse für die Vielfältigkeit der Kultur in unserem Lande zu wecken. Ich bin sicher, dass diese Arbeit zukünftig an Bedeutung weiter zunehmen wird.

Die staatliche Förderung, gemessen an der Resonanz in der Bevölkerung, jedoch steht in einem Missverhältnis verglichen zum Beispiel mit der Förderung der staatlichen Theater. Es ist daher an der Zeit, über unsere Zielsetzung im kulturellen Bereich nachzudenken und damit verbunden, wie die finanzielle Ausstattung des Bereiches der Soziokultur und der freien Theater gestaltet werden kann.

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Max Schmachtenberg
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