| Nr. 213/07
zu TOP 18: Die Sprachenvielfalt erhalten!
Es gilt das gesprochene Wort
Ich freue mich, dass heute Vertreterinnen und Vertreter der Sprachgruppen der Minderheiten und Volksgruppen nach Kiel gereist sind, um unsere Debatte zu verfolgen. Mit Ihnen begrüße ich auch unsere Minderheitenbeauftragte Caroline Schwarz sehr herzlich.
Sprache ist nicht nur der Schlüssel zum Verstehen sondern trägt auch zum Verständnis des anderen bei. Sie ist zugleich ein Schlüssel, um den kulturellen und geschichtlichen Hintergrund anderer Völker zu verstehen. Das erlebe ich als Flensburgerin, die nahe der dänischen Staatsgrenze lebt und nunmehr zwei mehr oder weniger erfolgreich absolvierte Sprachkurse hinter sich gebracht hat, jeden Tag hautnah.
in Schleswig-Holstein haben wir mit der dänischen Minderheit, der friesischen Volksgruppe, der Minderheit der Sinti und Roma als auch dem Niederdeutschen Minderheiten- und Sprachgruppen für die die mit der Sprache verbundene kulturelle Identität besonders wertvoll ist. Allein deshalb kommt dem vorliegenden Bericht zur Umsetzung der Europäischen Sprachencharta, der heute unser Thema ist, eine ganz zentrale Bedeutung zu.
Nach fast einem Jahrzehnt intensiver Auseinandersetzung mit der Sprachencharta, die am 1. Januar 1999 in Kraft trat, hat der Europa-Rat ein „Schutzinstrument“ zur Bewahrung der Regional– und Minderheitensprachen geschaffen. Nach Überzeugung der CDU ist es daher eine sehr wichtige Aufgabe der Landespolitik, die Minderheiten- und Regionalsprachen weiter zu fördern und zu verbreiten.
Und ich denke, das muss das Ziel aller Fraktionen im Schleswig-Holsteinischen Landtag sein:
Wir wollen diese Sprachenvielfalt in unserem Land erhalten, weiterentwickeln und in unseren Alltag integrieren, denn die Sprache des Nachbarn zu lernen trägt entscheidend zum gemeinsamen Verständnis bei.“
Und das, meine Damen und Herren, ist, in einem „Europa der 27“ - in einem Europa der Vielsprachigkeit - lebend, umso wichtiger!
im Schwerpunkt des Berichts wird dargestellt, wie übernommene Einzelverpflichtungen in Schleswig-Holstein umgesetzt werden. Und hier wird deutlich, dass in unserem Land in den einzelnen Bereichen der Charta, wie frühkindliche Erziehung, Schule, Hochschule, Kultur, aber auch im Verwaltungs- und Medienbereich verantwortungsvoll und umfassend gearbeitet wird. Lassen Sie mich im Folgenden einige Punkte der Sprachencharta herausgreifen.
1. Zu den „weichen Hemmnissen“ auf dem Weg zu einem grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt werden immer wieder mangelnde Sprachkenntnisse angeführt. Hier weist der Bericht aus, dass gerade im Rahmen der Erwachsenenbildung, dänische Sprachkurse aus arbeitsmarktpolitischen Gesichtspunkten heute eine verstärkte Nachfrage erfahren. An den Volkhochschulen ist Dänisch eine der meistbelegten Fremdsprachen.
Das macht deutlich, dass die Chancen der in der Region lebenden Menschen erkannt und umgesetzt werden, wenn es darum geht, in einer von Beschäftigungsproblemen gebeutelten Region, Arbeitsmärkte auch jenseits der Grenzen zu öffnen und zu nutzen. So hat das Regionskontor in Padborg beispielsweise im letzten Jahr mehr als 7.000 Beratungen durchgeführt.
2. Der vorliegende 2. Bericht zur Sprachencharta belegt auch die zunehmend positive Entwicklungen des niederdeutschen und des friesischen Sprachgebrauches in unserem Lande. So ist die Zahl der in den KiTas vorgehaltenen Angebote gestiegen. In den Lehrplänen der Grundschulen ist die Einbeziehung der Niederdeutschen Sprache in diversen Unterrichtsfächern ausdrücklich vorgesehen.
Dennoch sind wir dazu angehalten vor allem im Bereich der Schulen und Hochschulen auf eine bessere Verankerung hinzuwirken. Deshalb unterstützt die CDU die Initiative des Kollegen Lars Harms und des Vorsitzenden des Friesenrates Ingwer Nommensen, das Angebot des Friesischunterrichts an unseren Schulen auf dem Erlasswege in Form von Projektkursen bzw. als Wahlfach, dort wo Bedarf besteht, anzubieten.
3. Minderheiten– und Regionalsprachen sollen zunehmend Einzug in unsere Amtsstuben halten. Hier beschreibt der Weg bisher lediglich das Ziel.
Hinweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auf die Sprachenkampagne, die von der Region Sonderjylland/Schleswig mit Schulen, Unternehmen und Verwaltungen veranstaltet wurde und für die unser Landtagspräsident, Martin Kayenburg, die Schirmherrschaft übernommen hat.
Diesseits und jenseits der Grenze wurde hier erfolgreich für den Spracherhalt und Spracherwerb geworben.
Diesen Weg müssen wir weitergehen, meine Damen und Herren! Derartige Kampagnen müssen, von allen Akteuren der Region getragen, auch in Zukunft Bestand haben.
lassen Sie mich abschießend kurz auf die vom Landtagspräsidenten in Auftrag gegebene Kompetenzanalyse zum Thema „Minderheiten als Standortfaktor im deutsch-dänischen Grenzland“ eingehen. Gab es bisher vorwiegend Analysen, die sich auf die wirtschaftliche Entwicklung beiderseits der deutsch-dänischen Grenze konzentrierten, so stehen mit dieser Studie erstmals die historischen und kulturellen Wurzeln im Grenzland im Mittelpunkt der Betrachtung.
Ziel ist es, ein gesellschaftspolitisches Leitbild für die deutsch-dänische Grenzregion zu entwickeln und das Regionsprofil zu stärken. Mit der Studie soll insbesondere geprüft werden, ob Minderheiten ein Standortfaktor im deutsch-dänischen Grenzland sind, der für die grenzüberschreitenden gesellschafts-, wirtschafts- und sozialpolitischen Entwicklungsstrategien nutzbar gemacht werden kann. Dabei spielen die Regional- und Minderheitensprachen eine wichtige Rolle, die den kulturellen Reichtum des deutsch-dänischen Grenzlandes ausmachen. letztendlich auch eine Form der Kultur darstellt. Wir müssen den Menschen in der Region Sonderjylland/Schleswig den Weg zu einem „breiten Erleben ihrer Kultur“ öffnen. Dadurch besteht auch die Chance, mehr Menschen als bisher für die Minderheiten und ihr Sprachen zu gewinnen.
ich bedanke mich auch im Namen meiner Fraktion bei den Mitarbeitern der Staatskanzlei für die Erstellung dieses gut strukturierten und informativen Berichts. Ein weiter Dank gebührt unserer engagierten Minderheitenbeauftragten, Caroline Schwarz. Und ich möchte es auch nicht versäumen, mich an dieser Stelle bei unserem Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen zu bedanken, der in seiner 2-jährigen Amtszeit der entscheidende Motor für eine zukunftweisende Minderheitenpolitik bei uns im Norden geworden ist.
der Europäischen Sprachencharta liegen eine Selbstverpflichtung und Berichtspflicht zugrunde. Diese sind für die Parlamentarier des Schleswig-Holsteinschen Landtages jedoch nicht ausschlaggebend, um den Minderheiten- und Regionalsprachen einen entsprechenden Stellenwert zu geben.
Der Mehrwert der Minderheitenbevölkerung für die Mehrheitsbevölkerung ergibt sich vielmehr aus dem täglichen Miteinander, dem Leben unterschiedlicher Kulturen und Traditionen in gegenseitiger Akzeptanz und Achtung. Und genauso wie sich die sprachlichen Bande weiterentwickeln, gilt es die Prozesse der Sprachencharta und deren Zielsetzung politisch gemeinsam weiterhin positiv zu begleiten und nach vorne zu bringen!
Ich beantrage für die CDU-Fraktion die Überweisung in den Europaausschuss, mitberatend in den Bildungsausschuss.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel