| Nr. 079/07
zu TOP 16: Die Neuorientierung der Lehrerbildung läuft auf voller Fahrt
Verehrte Kolleginnen und Kollegen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen!
Sie fordern in ihrem Antrag die Neukonzeptionisierung der Lehrerbildung aufgrund des neuen Schulgesetzes.
Auch Ihnen dürfte nicht entgangen sein, dass die Neuorientierung in der Lehrerbildung in unserem Lande bereits „volle Fahrt“ aufgenommen hat. Und, meine Damen und Herren, sie ist auch nicht erst mit der Verabschiedung des neuen Schulgesetz notwendig geworden.
In der letzten Legislaturperiode hat die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, damals in Regierungsverantwortung stehend, die Reform der 2. Phase der Lehrerbildung nach vorne gebracht. Warum hier zunächst der Vorbereitungsdienst der Lehramtsanwärter und nicht die 1. Phase, nämlich das Lehramtsstudium reformiert wurde, ist der CDU bis heute schleierhaft.
Hier ist in der Tat eine „Konzeptlosigkeit“ im Vorgehen zu beklagen. Hätte also Ihr heute vorgelegter Antrag zur Neukonzeptionisierung der Lehrerbildung nicht vor vier Jahren eingebracht werden müssen? Dann hätte eine folgerichtig aufeinander aufbauende Reform der Lehrerbildung vielleicht stattfinden können.
Nun liegt seit einer Woche ein weiterer „Bericht zur Weiterentwicklung des Vorbereitungsdienstes“ vor. Dieser Bericht basiert auf unserer Initiative des letzten Sommers, mit der wir eine Nachbesserung der Reform der 2. Phase der Lehrerausbildung gefordert haben.
Festgelegt wurde, dass die
- angebotenen Module einen stärkeren Bezug zur Unterrichtspraxis erhalten,
- Unterrichtsbesuche wieder kontinuierlicher Bestandteil der 2. Phase der Lehrerausbildung werden und
- Ausbildungslehrkräfte (Mentoren) mit Studienleiterinnen und Studienleitern im regelmäßigen Erfahrungsaustausch stehen und am Prüfungsverfahren ihrer Lehramtsanwärter verantwortlich beteiligt werden.
- Meine Fraktion und ich werden die weitere Ein- bzw. Umsetzung der geforderten Nachbesserungen aufmerksam verfolgen. Unser Hauptaugenmerk gilt hier der Qualität sowie dem Praxisbezug der neuen modulgesteuerten Ausbildung für Referendare. Und hier gibt es noch eine Menge zu tun.
Für uns gliedert sich die Lehrerbildung in 3 Phasen:
1. Den Erwerb von fachlichen und praktischen Kompetenzen im Studium,
2. der Verbindung von Theorie und Praxis im Vorbereitungsdienst und
3. auch der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften, um auf veränderte Strukturen und Inhalte reagieren zu können.
In der Neuausrichtung der Studienstrukturen in Bachelor- und Masterabschlüssen sieht die CDU die Chance, die Lehrerausbildung zu professionalisieren und an internationale Strukturen anzugleichen sowie zu flexibilisieren.
Dafür sind folgende Faktoren wichtig:
1. Eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis muss sich bereits im Studium widerspiegeln. So wäre das „Andocken“ des IQSH an die Universität Flensburg, die zukünftig hauptsächlich für die Lehrerausbildung verantwortlich sein wird, für die CDU eine realistische Variante.
2. Um den unterschiedlichsten Begabungen der Schülerinnen und Schüler gerecht werden zu können, müssen Lehrer auch zukünftig schulartenspezifisch ausgebildet werden. So ist es auch in anderen Bundesländern üblich! Einen Einheitslehrer wird es mit der CDU in Schleswig-Holstein nicht geben!
3. Studieninhalte müssen die gesellschaftliche Relevanz widerspiegeln. Seminare zur Konfliktbewältigung, Mediation, Präventions- und Elternarbeit sind daher unabdingbar.
Meiner Fraktion ist es bewusst, dass unser Land die besten Lehrkräfte braucht!
Ihre pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten tragen wesentlich zum Lernerfolg unserer Schülerinnen und Schüler bei.
Und deshalb ist es unerlässlich, die Lehrerausbildung insgesamt professioneller und praxisnäher auszugestalten.
Genauso wichtig ist es aber auch, dass Lehrerinnen und Lehrer wieder mehr gesellschaftliche Rückendeckung erhalten. Ein Lehrer muss wieder, seiner Ausbildung entsprechend, im Schwerpunkt für den Unterricht, verantwortlich sein.
Das heißt, Lehrer müssen von der zunehmenden „Bildungsbürokratie“ entlastet werden, um ihrer Berufung - der motivierten Gestaltung von Unterricht - wieder gerecht werden zu können.
Nur so wird es uns zukünftig gelingen, junge Nachwuchskräfte für den Lehrerberuf zu begeistern und das Engagement unserer Lehrkräfte insgesamt aufrecht zu erhalten.
Selbstverständlich werden wir im Bildungsausschuss die Reformen zur Lehrerbildung weiterhin konstruktiv begleiten und deshalb schlage ich für die CDU-Fraktion vor, Ihren Antrag in den Bildungsausschuss zu überweisen.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel