Plattdeutsch | | Nr. 336/21
TOP 46: Ziel muss sein, Plattdeutsch bis zur Hochschule durchgängig zu unterrichten.
Es gilt das gesprochene Wort!
Die Rede wurde in Plattdeutsch gehalten
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
zunächst möchte ich mich für meine Fraktion bei der Ministerin für die vorliegende Fortschreibung des Landesplans Niederdeutsch herzlich bedanken.
An der Fertigstellungdieses Werkes haben auch viele Institutionen aus der Plattdeutsch-Szene mitgewirkt und uns damit einen guten Überblick verschafft über den gesamten niederdeutschen Bereich.
Plattdeutsch ist nicht nur eine der größten Regionalsprachen – sie wird auch von 2,5 Mio. Menschen gesprochen – sie ist auch identitätsstiftend. Ich selbst bin wohl ein sichtbares Beispiel dafür. Aber machen wir uns nichts vor: Auch wenn der Rückgang an „Plattdüütsch-Snackers“ vorerst gestoppt sein sollte, bedarf es beträchtlicher Anstrengungen zur Stärkung dieser so liebenswerten Sprache.
Dies macht der vorliegende Bericht deutlich, und er beschreibt in großer Breite die Bedarfe und Maßnahmen, um dieses Ziel auch zu erreichen.
Der rechtliche Rahmen ist in der „Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen“ gegeben, in dem Deutschland verbindliche Verpflichtungen eingegangen ist.
Auf Landesebene setzt der „Handlungsplan Sprachenpolitik“ darauf auf mit zwei zentralen Schwerpunkten: Bildung und Medien. Der vom Landtag 1992 eingesetzte „Beirat für Niederdeutsch“ – er wird also nächstes Jahr 30 Jahre alt – hat deshalb auch zwei entsprechende Arbeitsgemeinschaften gebildet, um die vielfältigen Themen zu bearbeiten und dem Beirat zuzuarbeiten.
Meine Damen und Herren,
ich möchte hier nicht auf die Strukturen und Institutionen im Einzelnen eingehen – das kann man im Bericht alles nachlesen. Ich möchte aber herausarbeiten, wie man Plattdeutsch auch in Zukunft stärken und weiterentwickeln kann.
Und da fängt man am besten schon in der vorschulischen Bildung an. Das Land stellt den Kreisen und kreisfreien Städte über 500 T € für die Förderung von Regional- und Minderheitensprachen zur Verfügung. Die Fachkräfte werden so qualifiziert, dass „Platt för de Lütten“ dann in die Kitas getragen werden kann – ein Projekt des Zentrums für Niederdeutsch in Leck.
Der nächste Schritt ist Plattdeutsch in der Schule. 2014 ging es mit 27 Modellgrundschulen los, die mit aufwachsender Stundenzahl den Unterricht angeboten haben (inzwischen sind es 34 Grundschulen und 10 Modellschulen der Sekundarstufe I). Als Lehr- und Lernmaterial stehen vor allem die beiden Werke „Paul und Emma“ für die 1. und 2. Bzw. 3. und 4. Klassenstufe zur Verfügung. Die Fortsetzung dieser Reihe wird jetzt in Angriff genommen, um der Sekundarstufe I gerecht zu werden. Das Ministerium stellt die finanziellen Mittel dafür bereit.
Positiv ist auch zu vermerken, dass der von vielen geforderte und zum Schuljahr 2019/20 in Kraft getretene Niederdeutscherlass die Verankerung von Plattdeutsch in der Schule stärken wird. Ziel soll sein, Plattdeutsch in einem anwachsenden System bis zur Hochschule durchgängig zu unterrichten.
Auch in den Hochschulen Christian-Albrechts-Universität und Europa-Universität werden die Angebote für interessierte Studierende ausgebaut, über Module und Kurse zum „Spracherwerb Niederdeutsch“ zu qualifizierten Abschlüssen zu kommen.
Wir brauchen natürlich solche jungen Leute, die dann nachher als Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen für den Plattdeutschunterricht zur Verfügung stehen.
Meine Damen und Herren,
der vorliegende Landesplan beschreibt viele weitere Aktivitäten und Angebote, um das Plattdeutsch zu fördern, zu stärken, ja, zu leben!
Da sind die Weiterbildung z. B. in den Volkshochschulen zu nennen oder im kulturellen Bereich die vielen plattdeutschen Theatergruppen. Da sind die ausgelobten Preise zu nennen, z. B. der „Emmi“ vom Landtagspräsidenten, „Dat grote P“ vom Förderverein des Zentrums für Niederdeutsch in Leck oder der „Niederdeutsche Literaturpreis“ der Stadt Kappeln. Da sind „Plattbeats“, „Platt together“ und „Plattfunk“ zu nennen oder auch Plattdeutsch in Politik und Verwaltung.
Es gibt so viele Ansatzpunkte, das Plattdeutsche im Beruf oder in der Freizeit zu sprechen.
Ich möchte dabei auf zwei Bereiche noch näher eingehen. Zum einen geht es um Platt in der Pflege: Die alten Menschen sind oft froh und dankbar, wenn man sie auf plattdeutsch ansprechen kann. In Leck wird seit 2020 eine Fortbildung “Platt hölpt hölpen“ für Menschen im Pflege- oder Betreuungsbereich organisiert – ein tolles Angebot!
Zum anderen möchte ich Niederdeutsch in den Medien ansprechen. Zwar gibt es plattdeutsche Formate im Radio, weniger im Fernsehen, aber sie sind in der Regel nicht fester, regelmäßiger Bestandteil des Programms. Dabei fordert der neue NDR-Staatsvertrag ein regelmäßiges und angemessenes Angebot des NDR für Regional- und Minderheitensprachen. Da ist aber noch viel Luft nach oben. Ausdruck dieser „Luft nach oben“ ist die Initiative „Funkloch stoppen“, in dem der Schleswig-Holsteinische Heimatbund und der Bundesrat für Niederdeutsch ein unzureichendes niederdeutsches Medienangebot der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten beklagen. Das darf dann auch mal von dieser Stelle gesagt werden.
Meine Damen und Herren,
ich möchte zum Schluss aber dann doch noch mal DANKE sagen: Danke an die Bildungsministerin und ihrem Haus für die ideelle und finanzielle Unterstützung, Danke an den Beauftragten für Niederdeutsch beim Ministerpräsidenten, Danke an die vielen Plattdeutsch-Akteure, ob in den Zentren für Niederdeutsch in Leck und Mölln, ob im Landeszentrum für Niederdeutsch in Bremen, ob im Schleswig-Holsteinischen Heimatbund, Danke an die vielen Ehrenamtler in der Plattdeutsch-Szene.
Es bringt Spaß, mit diesen Mitstreitern für das Plattdeutsche zu arbeiten und zu werben.
Vielen Dank!
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel