Jugendberufsagenturen | | Nr. 356/23
TOP 30: Jugendberufsagenturen in Schleswig-Holstein weiterentwickeln
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Damen und Herren,
„Wir wollen in allen Regionen des Landes Jugendberufsagenturen als effizientes Unterstützungssystem einrichten.“ So haben wir es im Mai letzten Jahres in den Koalitionsvertrag geschrieben.
Nachdem seit 2015 in 14 Kreisen und kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins Jugendberufsagenturen aufgebaut wurden, die an 20 Standorten vertreten sind, hatten wir uns zuletzt zur Aufgabe gemacht, die Jugendberufsagenturen in regelmäßigen Austausch zu bringen. Auf dem Fach- und Vernetzungstag im September wurde die strukturelle Vielfalt der 14 Jugendberufsagenturen sichtbar. Jugendberufsagenturen sind für alle Beteiligten ein Erfolg, sie bilden als erste Anlaufstelle für junge Menschen eine Brücke zwischen Schule und Ausbildung.
Nach der Aufbauphase der Jugendberufsagenturen muss es jetzt darum gehen, gemeinsam mit allen Rechtskreisen und Kooperationspartnern einen Qualitätsrahmen mit Standards zur rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit für alle Jugendberufsagenturen festzulegen und weiterzuentwickeln. Hierfür sollte eine dauerhafte Vernetzungsstruktur ab 2025 geschaffen werden und ein jährliches Fach- und Vernetzungstreffen stattfinden.
Denn:
- Wir müssen dafür werben/sorgen, dass die Jugendberufsagenturen von den Jugendlichen, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder Job sind, auch wirklich aufgesucht werden.
- Wir müssen dafür sorgen, dass junge Menschen bei ihrem Übergang von der Schule in den Beruf gefördert und begleitet werden. Wir müssen für eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten im Übergangsbereich sorgen. Sozusagen ein Übergangsmanagement schaffen und festigen. Seit Jahren hören wir immer wieder vom Fachkräftemangel. Seit Jahren reden auch wir hier immer wieder darüber.
- Wie kann es sein, dass Ausbildungsplätze nicht mehr besetzt werden können?
- Wie kann es also sein, dass wir immer mehr Jugendliche direkt in die Arbeitslosigkeit verlieren?
- Wie kann es sein, dass unsere Jugendlichen keine Perspektive sehen, keinen Willen verspüren sich in unserem System zu integrieren und mitzuarbeiten?
- Wie kann es sein, dass immer mehr Jugendliche ohne Schulabschluss die Schule verlassen?
Der Bund möchte junge Menschen unter 25 Jahren, die Bürgergeld beziehen, ab dem Jahr 2025 vom Verantwortungsbereich der Jobcenter einfach in die Zuständigkeit der Agenturen für Arbeit überführen. Durch einen Wechsel der Zuständigkeiten von der Jugendberufsagentur zur Agentur für Arbeit wären massive negative Auswirkungen auf die Zielgruppe zu erwarten, da die Jugendberufsagenturen weit mehr leisten als nur Beratung und Ausbildungsvermittlung.
In den meisten Fällen sind zunächst eine Stabilisierung und Aktivierung erforderlich. Dafür sind die Jugendberufsagenturen ausgebildet und mit allen relevanten Arbeitsmarktakteuren in der Region gut vernetzt. Der Zugang zu diesen bestehenden Unterstützungsstrukturen muss weiterhin niedrigschwellig möglich sein, da ansonsten berufliche Integration behindert sowie Verarmung, soziale Ausgrenzung und Radikalisierung junger Menschen befördert würden. Dabei unterstützt auf jeden Fall auch das You Connect System zum digitalen Datenaustausch zwischen den Rechtskreisen, damit eine gemeinsame Fallarbeit effizienter gestaltet werden kann.
Und noch einmal: Es ist zu befürchten, dass bei einem Wechsel der Zuständigkeiten insbesondere diejenigen Jugendlichen, die Unterstützung am dringlichsten benötigen, nicht den Weg zu den Agenturen für Arbeit finden werden. Darum kann ich bei diesen Überlegungen auf keinen Fall mitgehen, können wir auf keinen Fall mitgehen! Aber vielleicht werden die Bundesschwingungen in die richtige Richtung ja bald final fixiert.
Wir haben doch gerade dafür gesorgt, dass das Netz der Jugendberufsagenturen auf- und ausgebaut wurde und hier auch ein Austausch stattfindet. Genau hier sollten wir ansetzen, die Qualität der Beratungen weiter verbessern und ermitteln,
- wie wir die Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 besser erreichen können.
- Wie wir sie dazu motivieren können sich für einen handwerklichen, gastgewerblichen oder sozialen Beruf zu entscheiden.
- Eigentlich egal wofür sie sich entscheiden, Hauptsache eine berufliche Ausbildung und dadurch dauerhaft im Arbeitsmarkt!
- Wir müssen ihnen helfen, einen Berufszweig zu finden, der ihren Vorstellungen und Qualifikationen entspricht,
- sie ermutigen ihren Abschluss nachzuholen, oder sich gar weiter zu qualifizieren, um den Start ins Berufsleben doch noch zu schaffen.
Und genau hierfür brauchen wir die Jugendberufsagenturen mit der Zuständigkeit mindestens bis 25 Jahre. Vor einer Erweiterung auf die über 25-Jährigen ist Ausweitung in alle Regionen wichtiger. Und ja, natürlich ist es wichtig, da sind wir uns hoffentlich gerade nach der Coronazeit alle einig, als Zielvorstellung die Jugendberufsagenturen Physisch anzubieten und virtuelle Jugendberufsagenturen nur als Ergänzung zu sehen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel