DaZ-Sprachbildung | | Nr. 15/24
TOP 23: Die Behauptung, die Landesregierung betriebe Einsparungen auf dem Rücken der Schwächsten, verzerrt die Realität.
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kollegen und Kollegen,
die Migration hält Deutschland und damit auch Schleswig-Holstein nach wie vor in Atem. Flüchtlingsströme stellen Kommunen, Wohnungsmarkt, Anbieter von Sprach- und Integrationskursen, Schulen und Kitas vor gewaltige Herausforderungen. Nur ein nationaler Kraftakt kann der Krise erfolgreich Einhalt gebieten. Alle Akteure – Bund, Länder und Kommunen – müssen den Schulterschluss üben und zusammenhalten.
So viel zur Analyse, nun zu den Folgen:
Obwohl immer mehr Menschen zu uns kommen, hat die Ampel-Regierung die Sprachkitas eingedampft, Integrationskurse gekürzt und ist aus „Aufholen aus Corona“ ausgestiegen. Das ist mitnichten ein Schulterschluss. Das konterkariert alle Lösungsversuche! Diese Behauptung der SPD, die Landesregierung betriebe Einsparungen auf dem Rücken der Schwächsten, verzerrt die Realität und ist schlichtweg anmaßend.
Ich frage mich:
Wo war denn Ihr Aufschrei, als der Bund die Sprachkitas im Regen stehen ließ? Wo war denn Ihr Protest gegen Kürzungen der Migrationsberatungen? Oder bei „Aufholen nach Corona“? Ich kann mich daran nicht erinnern – habe ich genauso große Gedächtnislücken wie der Kanzler? Warum haben Sie sich nicht mit derselben Verve für die Fortsetzung dieser Initiativen eingesetzt? Das Geld hätten wir weiß Gott gut gebrauchen können. Schließlich sind wir als Land da eingesprungen, wo der Bund sich aus der Verantwortung gestohlen hat. Also machen Sie sich ehrlich, machen Sie echte Vorschläge und Schluss mit stumpfem Oppositionsgedröhne.
Und nun ein Faktencheck:
- Die Größe der DAZ-Gruppen (Deutsch als Zweitsprache) wird von 16 auf 18 angehoben. Das ist natürlich keine gute Entwicklung – der Bundesdurchschnitt liegt aber bei etwa 20 Kindern – in Mecklenburg-Vorpommern sogar bei 25 – wir liegen also deutlich darunter.
- Wenn die Schülerzahl im DAZ-Bereich stetig wächst, sich gleichzeitig der Fachkräftemangel zuspitzt, dann kann eine Vergrößerung der Gruppen nicht ausbleiben.
- Außerdem werden von der Opposition neue DAZ-Konzepte gefordert. Klingt super – wir haben aber erst im Novemberplenum eine Weiterentwicklung des DAZ-Unterrichts beschlossen. Wie oft wollen wir noch dasselbe beschließen?
- Durchgängige Sprachbildung soll das Instrument sein, um Nicht-Muttersprachler besser zu fördern. Stimmt – jedoch ist es auch bereits bewährte Praxis: Durchgängige Sprachbildung ist fester Studieninhalt, ich selbst habe diese Kurse belegt, und Scaffolding – als der sprachsensible Unterricht – Teil des Vorbereitungsdienstes. Nichtsdestotrotz wäre ein Ausbau sicher sinnvoll.
- Letzte Forderung: Der DAZ-Unterricht solle nicht räumlich getrennt vom restlichen Schulbetrieb stattfinden.
Findet er ja auch bei uns nicht! Reine DAZ-Schulen gibt und wird es in Schleswig-Holstein nicht geben. Bei uns erfolgt der Basisunterricht in einer DAZ-Klasse im selben Schulgebäude wie die regulären Klassen. Anschließend besuchen die DAZ-Kinder teilintegrativ den Regelunterricht, um sich dann nach abgeschlossener Förderung am normalen Unterricht zu beteiligen.
Werte Kolleginnen und Kollegen, dieser Vorwurf, die Landesregierung würde Benachteiligte im Regen stehen lassen – der ist unredlich und falsch. Ich sehe die Gefahr von Stimmungsmache, die letzten Endes nur einer Gruppe nützt, nämlich den Brandstiftern der Demokratie.
Allein dieser Satz aus dem Antrag, und ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin:
„Gleichzeitig sind diese Familien politisch oft weniger wehrhaft und bei konservativen Mehrheiten die ersten, die von Einsparvorschlägen betroffen sind“, ist eine böswillige Unterstellung, bloße Polemik und vergiftet das politische Klima.
Das Bildungsministerium unter Leitung von Karin Prien hat die Schülerinnen und Schüler, die unsere Unterstützung besonders brauchen, stets fest im Blick. Das beweisen sowohl unser erfolgreiches Perspektivschulprogramm als auch die vielen Anstrengungen im DAZ-Bereich. Hier hat sich die Anzahl der Schülerinnen und Schüler seit 2015 mehr als verdoppelt. Es wurde sofort mit zusätzlichen Lehrerstellen reagiert – allein in diesem Schuljahr sind es über 700 Stellen, 360 weitere zur Beschulung ukrainischer Kinder und Jugendliche.
Unsere Schulen, unsere Lehrkräfte leisten Großartiges und darauf können wir stolz sein. Und das darf auch nicht zerredet werden!
Ich möchte unseren Lehrkräften meinen herzlichen Dank für ihren bewundernswerten Einsatz und ihre hochprofessionelle Arbeit aussprechen.
Sie haben Fragen zu diesem Artikel? Sprechen Sie uns an:
Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel