Perspektivschulprogramm | | Nr. 121/22
TOP 12+21+25: Das Perspektivschulprogramm ist ein voller Erfolg!
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Frau Landtagspräsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Kinderarmut in Schleswig-Holstein
Hier in Kiel ballt sich Armut in wenigen Stadtteilen. Gerade Mettenhof und Gaarden sind in besonderer Art und Weise davon betroffen. In den Klassen in diesen Stadtteilen leben über die Hälfte der Kinder von Sozialtransferleistungen, 60 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund, viele Kinder sprechen Deutsch nicht als Muttersprache, der sonderpädagogische Förderbedarf ist deutlich erhöht. Nicht so extrem, aber genauso haben wir diese Themen auch in anderen Quartieren in Schleswig-Holstein. Mitten in einer reichen Gesellschaft ist Kinderarmut mit allen Folgen ein Problem, das es mitten unter uns gibt. Das können und dürfen wir nicht akzeptieren.
Bildungschancen durch das Perspektivschulprogramm erhöhen
Kinderarmut kann man über viele Wege bekämpfen. Ein sehr wichtiges Ziel ist, dass wir Bildungschancen ermöglichen. Dafür haben wir das Perspektivschulprogramm auf den Weg gebracht. Mit diesem Programm wollen wir an unseren Schulen Ungleiches nicht mehr gleich behandeln. Uns hilft dabei der neugeschaffene Sozialindex, der in dieser Form bundesweit einmalig ist und uns sagt, wo Hilfe am notwendigsten ist. Das Perspektivschulprogramm ist ein echter Beitrag für bessere Bildung und bildungs- sowie sozialpolitisch ein großer Erfolg der Jamaika-Koalition. Wir sind das erste Flächenland, das sich auf diese Art und Weise um Schulen in belasteten Stadtteilen kümmert.
Beispiele Heidenberger Teich Schule – Geld und Schulentwicklung
Aber was zeichnet das Perspektivschulprogramm aus? Im März habe ich die Schule am Heidenberger Teich in Mettenhof besucht. Diese Schule erhält aus dem Programm über 250.000 Euro pro Jahr. Die Schulen können selber entscheiden, was mit diesem Geld passiert. Die Heidenberger Teich Schule hat IPad-Klassen eingerichtet und für die MINT-Förderung LEGO Education Boxen beschafft und damit neue Unterrichtsmethoden eingeführt. Maßnahmen, die der Schulträger bis jetzt nicht finanzieren konnte. Daneben fließt Geld in zusätzliches Personal und in die Elternarbeit. Themen, die ohne die zusätzlichen Mittel nicht so bearbeitet werden könnten. Es geht aber nicht nur um Geld. Vielleicht sogar noch wichtiger, geht es um die Schulentwicklung und die Unterstützung des Kollegiums und der Schulleitung. Zusammen mit der Wübben-Stiftung werden Schulen in ihrem Entwicklungsprozess begleitet. Da machen wir viele Erfahrungen, die nicht nur für die Perspektivschulen wichtig sind, sondern allen Schulen im Land helfen können.
Schleswig-Holsteinische Projekte werden Bundespolitik
Und noch etwas: Wie schon beim Thema „Kein Kind ohne Mahlzeit“, dem letzten Euro für eine Mittagsverpflegung von Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen, das aus einer Bürgerinitiative gestartet ist, das dann vom Land übernommen wurde und das heute durch den Bund finanziell bundesweit getragen wird, ist es uns auch beim Perspektivschulprogramm gelungen, aus einer Landesinitiative eine bundesweite Maßnahme zu machen. 4.000 Schulen im Bund sollen auf gleiche Art in den kommenden Jahren unterstützt werden. Da sind wir aus Schleswig-Holstein heraus Motor für Bildungschancen im ganzen Bundesgebiet. Und es soll weiter gehen: Wir wollen, dass es auch nach 2024 eine Fortsetzung gibt und wir das Programm nach einer Evaluation fortschreiben. Auf dieses Programm können wir, glaube ich, auch ein wenig stolz sein.
10 Millionen Euro gegen psychosoziale Folgen bei Kindern und Jugendlichen
Das Perspektivschulprogramm hilft auch, die Folgen der Corona-Pandemie zu dämpfen. Aber selbstverständlich ist das auch ein Thema für alle Schulen im Land. Dazu kommen neue Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine. Ich freue mich sehr, dass wir heute mit einem Antrag zusätzliche Unterstützung auf dem Weg bringen. Und das fraktionsübergreifend. Uns ist es hier im Landtag wichtig, dass Kinder und Jugendliche Unterstützung erhalten. Distanzunterricht, das Tragen von Masken, fehlende soziale Kontakte und bei den ukrainischen Flüchtlingen die Flucht- und Kriegserfahrungen führen zwangsläufig zu psychosozialen Folgen. Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket in Höhe von 10 Millionen Euro wollen wir den schulpsychologischen Dienst in allen Kreisen stärken und allein für die Schulsozialarbeit zusätzlich 5 Millionen Euro bereitstellen.
Beratungsstellen einbinden
Aber es ist schon heute klar, dass wir alle diese psychosozialen Folgen nicht alleine in der Schule bewältigen können. Wir haben hervorragende Beratungsstellen, die sich auf spezifische Probleme und Krankheitsbilder spezialisiert haben. Dazu gehören Depressionen, Essstörungen, Suchterkrankungen, Angehörigenbegleitung, Traumabehandlung um nur einige Beispiele zu nennen. Schule kann diese Probleme nicht allein mit einem schulpsychologischen Dienst oder Schulsozialarbeit bewältigen. Mir ist wichtig, dass wir diese Expertise in die Unterstützungssysteme mit einbinden und wir Schulen hier die Zusammenarbeit erleichtern. Auch das erfordert zusätzliche Mittel.
Resilienz mit ProJung stärken
Und schließlich wollen wir Frühintervention und Prävention stärken. Je früher wir Probleme erkennen, desto besser können wir helfen und schlimmere Entwicklungen verhindern. Hier ist das Projekt ProJung durch das Zentrum für Integrative Psychiatrie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein zu nennen, das uns auch schon im Bildungsausschuss vorgestellt wurde. Das große Ziel dieses Projektes ist es, die Resilienz für Krisen und belastende Situationen zu stärken. Das hilft uns in der Folge nicht nur bestehende Probleme zu bewältigen, sondern auch für die Zukunft vorzusorgen.
Wir kümmern uns gemeinsam um Kinder und Jugendliche
Das Perspektivschulprogramm und unsere Maßnahmen gegen psychosoziale Folgen von Kindern und Jugendlichen machen deutlich, dass wir auch die Schwächsten in unserer Gesellschaft im Blick haben. Kinder und Jugendliche brauchen unsere Unterstützung. Und sie bekommen auch unsere Unterstützung. Das ist unser gemeinsames politisches Ziel hier im schleswig-holsteinischen Landtag.
Zustimmung Antrag Schulabschlüsse
Zum dritten Antrag von SPD und SSW zu den Schulabschlüssen ist zu sagen, dass das alles richtig ist und wir dem Antrag natürlich zustimmen werden. Das ergibt sich alles aus unserem Schulgesetz.
Danke, dass Sie mir zugehört haben.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel