Kirche | | Nr. 115/18
(TOP 18) Warum erst jetzt dieser Antrag, lieber SSW?
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Landtagspräsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
Wer auf der Halbinsel Eiderstedt unterwegs ist, erlebt nicht nur einen besonderen Landstrich, sondern einen einzigartigen Teil Schleswig-Holsteins. Hier kann man nicht nur weit gucken; hier hat ein Landstrich auch seine Bewohner geprägt. Hier ist – im wahrsten Sinne des Wortes: „die Kirche im Dorf geblieben“. Die 18 historischen Kirchen auf der Halbinsel Eiderstedt sind Zeugnis für ein ganz besonderes Kulturerbe. Sie erinnern in ihrer Ausstattung an die Zeiten intensiver Handelsbeziehungen mit England und den Niederlanden.
Eine derartige Kirchendichte findet sich sonst in keiner anderen Region Deutschlands. Seit dem 12. Jahrhundert prägen die Kirchtürme als höchste Erhebungen dieses Flachland.
Die Kirchen sind die Orte des Christentums, an denen Menschen immer schon zusammengekommen sind, um getauft, konfirmiert, getraut oder beerdigt zu werden.
Die Dorfkirchen sind aber auch Orte der Besinnung und der Entschleunigung und darüber hinaus geeignet für eine Vielzahl kultureller Veranstaltungen. Mehr denn je suchen Menschen in der freien Zeit im Jahr nach derartigen Räumen und Besinnungsorten, an denen man mal so richtig abschalten kann und muss.
So weit – so gut und an dieser Stelle freuen wir uns sehr darüber, dass es eine Finanzierungszusage des Bundes aus dem November 2015 in Höhe von 9,3 Millionen Euro für die notwenigen Renovierungen dieses Kirchenensembles gibt. Der kalkulierte Finanzierungsbedarf liegt allerdings bei über 18 Millionen Euro. Und nun stellt sich die Frage, wer kommt für den Rest eigentlich auf?
Für die Sanierung der Eiderstädter Kirchen hat es vor einigen Jahren diese Antragsstellung beim Bund gegeben, ohne zeitgleich die erforderlichen Komplementärmittel vor Ort abzusichern. Hierüber hätte man bereits in der 18. Wahlperiode reden müssen!
Sie, liebe Abgeordnete des SSW, hätten längst und spätestens vor wenigen Wochen im Rahmen der Haushaltsberatungen einen Antrag stellen können. Darauf haben sie verzichtet. Sie kommen damit erst heute und das verstehe ich dann an dieser Stelle wirklich nicht.
Sicher ist es naheliegend, die Deckungslücke nun schließen zu wollen und beim Land dafür 7,5 Millionen Euro einzufordern, damit die Umsetzung gelingen kann.
Aber bleiben wir an dieser Stelle ehrlich miteinander:
Die Eiderstedter Kirchen sind eine große Chance für den Auftrag der Kirche in dieser Zeit. Wir wollen, dass Kirchen als Gotteshäuser erhalten bleiben und wir wollen diese mit Leben füllen.
Es ist unser gemeinsames Anliegen, historisch kulturelle Schätze in Schleswig-Holstein auch für die nachfolgende Generation dauerhaft zu erhalten.
Ob sich das Land nun an dieser Stelle überhaupt einbringen sollte und - wenn ja – in welcher Form kann erst dann diskutiert werden, wenn vor Ort die finanziellen Voraussetzungen geschaffen worden sind. Ich verweise dazu auf die deutliche Antwort durch das Bildungsministerium, auf die kleine Anfrage des SSW.
Wir müssen beachten, dass unser Land - neben diesem einzigartigem Kirchenensemble auf Eiderstedt - über ein weites und reiches kulturelles Erbe verfügt und es ist klar, wie schnell weitere Begehrlichkeiten geweckt werden!
Ich beantrage daher die Überweisung in die Ausschüsse für Bildung, Wirtschaft und Tourismus sowie Finanzen, um dort fachlich gemeinsam mit den Vertretern der Nordkirche die aktuelle Situation weiter zu erörtern.
Schließen möchte ich mit dem Slogan der Tourismuszentrale Eiderstedt: „18 historische Kirchen für etwa 14.000 Christen sind ein besonderes Kulturerbe, eine besondere Verantwortung und manchmal eine große Herausforderung.“
Vielen Dank.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel