Kettenverträge | | Nr. 374/22
TOP 16: Qualität und Qualifizierung sind für uns von zentraler Bedeutung
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,
eine feste, verlässliche Stelle ist für Lehrerinnen und Lehrer natürlich besser als ein Zeitvertrag. Solche Kettenverträge führen immer wieder zu Frustrationen und deshalb ist es gut, dass wir heute darüber sprechen.
Wie so häufig, so steckt auch hier der Teufel im Detail. Es ist nicht immer alles so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Befristete Stellen sind als Übergangsstellen gedacht, die dort zum Einsatz kommen, wo es aktuell brennt.
Wenn also eine Vertretung einer Lehrkraft wegen Krankheit oder Elternzeit ansteht, kann es eben nur eine befristete Stelle geben, weil es ja ansonsten genügend Pädagoginnen und Pädagogen gibt, sodass die Planstellen besetzt sind. Sind der oder die Kranke wieder gesund, ist der Mangel behoben – man braucht also keine extra Planstelle. Befristete Verträge schließen also kurzfristig Lücken in der Unterrichtsversorgung.
Kettenverträge werden nur mit Personen geschlossen, die keine fachlich hinreichende Qualifikation aufweisen und deshalb eine Befristung haben. Ein paar Beispiele: Eine Kunsttherapeutin unterrichtet ein paar Stunden Kunst, eine Sportgymnastik-Kursleiterin Sport oder ein Dirigent Musik. Ganz bestimmt beherrschen alle drei ihre Profession sehr gut – sie haben aber alle drei keine Ausbildung in Pädagogik, Didaktik oder Methodik für die Schule.
Genau das muss aber unser Anspruch sein!
Natürlich ist diese Vertretungssituationen für alle Beteiligten manchmal unschön. Deswegen wird für nahezu jeden Einzelfall, der an das Ministerium herangetragen wird, ein individuelles Paket geschnürt, wie der- oder diejenige sich zu einer vollwertigen Lehrkraft aus-, fort- oder weiterbilden kann. Diese Verträge bieten also beiden Vertragspartnern – Schule und der Aushilfslehrkraft – keine verlässliche Perspektive.
Bestimmt sind solche Weiterbildungsmaßnahmen mit viel Arbeit und Einsatz verbunden oder auch mit einer Reduzierung der Unterrichtsstunden. Sie führen aber zu der Möglichkeit einer unbefristeten Beschäftigung mit vollem Gehalt.
Nun habe ich natürlich auch den umfangreichen Artikel in den Kieler Nachrichten über eine Lehrerin gelesen, die seit zweieinhalb Jahren keine Planstelle in Kiel erhalten hat und sich von Vertrag zu Vertrag hangelt. Ich kann ihren Frust nachvollziehen und hoffe, dass sie bald eine Festanstellung findet. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Person eine Planstelle in Dithmarschen angeboten wurde und sie diese ausgeschlagen hat, weil sie dort nicht hinwollte.
Dazu möchte ich zwei Punkte festhalten:
1.) Es ist wirklich sehr schön in Dithmarschen.
2.) Das Ministerium ist nicht dazu da, individuelle Planstellen für Leute nach deren Gusto zu schaffen, sondern es gilt auch im Bildungsbereich das Prinzip von Nachfrage und Angebot.
Wir alle wollen für unsere Kinder und Jugendliche die besten schulischen Rahmenbedingungen. Dazu gehören top ausgebildete Lehrkräfte. Dieses Ziel muss oberste Priorität haben. Deshalb auch voller Support für die Allianz für Lehrkräftebildung!
Das Berufsbild Lehrerin oder Lehrer ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Deshalb studiert man auch mindestens 5 Jahre, um sich fachlich, methodisch und didaktisch auf diese Aufgabe vorzubereiten. Mehrere Praktika während des Studiums sowie der Vorbereitungsdienst von 1,5 Jahren im Anschluss an das Studium sollen dafür sorgen, dass das akademisch Gelernte in der Praxis auch fundiert umgesetzt wird.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch – natürlich brauchen wir auch vermehrt Seiten-, Quer und Direkteinstiege. Diese müssen aber unbedingt mit weiteren Qualifizierungsmaßnahmen einhergehen.
Daher wollen wir befristet Beschäftige systematisch beraten und ihnen verstärkt Angebote für eine Qualifizierung machen. So können sie den Übergang in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis schaffen.
Außerdem werden wir uns intensiv damit beschäftigen, wie wir den Direkteinstieg auf weitere Schularten ausweiten und Zugänge zu unbefristeten Beschäftigungen an einer allgemeinbildenden Schule eröffnen können.
Ferner sollen Maßnahmen geprüft werden, um die Anzahl der aufeinanderfolgenden Arbeitsverträge für qualifizierte Lehrkräfte zukünftig zu reduzieren.
Sie sehen – Qualität und Qualifizierung sind für uns als Koalition von zentraler Bedeutung. Das sagen wir oft im Kontext der frühkindlichen Bildung, das gilt aber auch für die allgemeine und berufliche Bildung. Daran wollen und müssen wir festhalten – für unsere Schülerinnen und Schüler.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel