Digitalisierung an Schulen | | Nr. 373/22
TOP 15: Alle Generationen fit machen für eine digitale Zukunft
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
unsere Kinder wachsen in einer immer komplexeren, digitalisierten Welt auf. Wir möchten ihnen das Rüstzeug mitgeben, sich in dieser zurechtzufinden.
Die Digitalisierung von heute ist erst der Anfang einer Entwicklung, die unser Land in einem noch nie dagewesenen Ausmaß verändern wird – vergleichbar etwa mit der industriellen Revolution vor 200 Jahren. Sie betrifft alle Lebensbereiche.
Um den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen und den gesellschaftlichen Wandel zu gestalten, kommen neben fachlichen und kognitiven Kompetenzen sogenannte Zukunftskompetenzen (Future Skills) eine große Bedeutung zu. Unser Bildungssystem nimmt eine zentrale Rolle dabei ein, junge Menschen in die Lage zu versetzen, komplexe und sich ständig verändernde Situationen zu durchdringen, sich selbst eine Meinung zu bilden und interdisziplinäre Lösungen zu erarbeiten. Wir möchten, dass sie einen verantwortungsvollen Umgang mit den Medien erlernen.
Denn all diese Fähigkeiten brauchen sie in ihrem Alltag, in Ausbildung und Studium und natürlich in ihrem zukünftigen Beruf. Es reicht nicht mehr aus, zum Ende der Schulzeit wichtige Fakten zu kennen, in mehreren Sprachen Verben zu konjugieren und die binomischen Formeln erklären zu können, sondern man muss eben auch Informationen medienkompetent aufbereiten und präsentieren können oder Programmiersprachen beherrschen.
Daher ändert sich auch unsere Bildungslandschaft stetig, ja, muss sich immer weiterentwickeln und steht vor großen Herausforderungen aber auch Möglichkeiten, gerade auch durch die Digitalisierung. Dies sehen auch die Expertinnen und Experten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK so.
Dieses unabhängige Forschergremium empfiehlt in seinem Bericht Maßnahmen, „um erfolgreiche Lehr- und Lernprozesse in einer digitalisierten und für eine digitalisierte Welt zu ermöglichen.“
Die Kommission schlägt zum Beispiel vor, in den Kitas medienpädagogische Konzepte für eine frühe digitale Medienbildung zu erarbeiten und entsprechende Fortbildungskonzepte für die Mitarbeiter bereitzustellen.
Sie werben für die dauerhafte Einrichtung länderübergreifender Zentren für digitale Bildung unter anderem zur Entwicklung digitaler Lehrmaterialien, um Synergien zu bündeln und Doppelentwicklungen zu vermeiden.
Dieses Prinzip kennen wir auch aus dem Bereich der Digitalisierung der Verwaltung, das EfA-Prinzip: Einer-für-Alle.
Die Kommission empfiehlt die Einführung eines Pflichtfaches Informatik und entsprechender Lehrkräfteausbildung. Um mehr Informatiklehrkräfte zu gewinnen, schlagen sie alternative Professionalisierungswege vor, Weiterentwicklungen der Lehramtsstudiengänge Informatik sowie der Förderung der Didaktik der Informatik (durch das BMBF). All diese Punkte finden Sie übrigens auch in unserem Koalitionsvertrag, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Um eine zukunftsorientierte Berufsausbildung zu gewährleisten, empfehlen sie die Modernisierung der Bildungsziele und Curricula zum Beispiel auch im Bereich der Berufsschulen. Im Fokus steht die Qualifizierung des Personals in Aus-, Fort- und Weiterbildung und die Stärkung digitaler Kompetenzen bei Studierenden und Dozenten. Viele gute und wichtige Vorschläge.
Wie sieht es nun bei uns in Schleswig-Holstein aus? Auf viele Punkte ist die Ministerin in ihrem Bericht bereits eingegangen, vielen Dank dafür!
In einigen Bereichen besteht bei uns noch Handlungsbedarf, viele der genannten Empfehlungen haben wir bereits in der Vergangenheit erfolgreich auf den Weg gebracht, etliche finden sich in unserem Koalitionsvertrag und in einigen sind wir in Schleswig-Holstein bereits führend.
Um einige Beispiele zu nennen:
Wir werden Schulen mehr Freiraum und Unterstützung zur Erprobung innovativer Unterrichtsformen im Rahmen einer Experimentierklausel gewähren. Denn wir wollen an unseren Schulen Kreativität, Innovationen, interdisziplinäres Problemlösen und Resilienz fördern. Wie viele gute Ideen aus der Praxis kommen, zeigen ja auch die Modell Schulen „Digitales Lernen“.
Wir werden die MINT-Offensive weiter fortsetzen. Dazu gehört auch die Einführung von Informatik als Pflichtfach an allen allgemeinbildenden Schulen.
Um den erforderlichen Lehrkräftebedarf im Fach Informatik zu decken, startete bereits im vergangenen Schuljahr eine große Weiterbildungsoffensive. 239 Lehrkräfte haben seitdem am IQSH eine 1,5-jährige Weiterbildung im Fach Informatik begonnen.
Seit diesem Schuljahr werden an 80 Pilotschulen zwei zusätzliche Stunden Informatik unterrichtet.
Wir werden Informatik als Schulfach in der Lehrkräfteausbildung fest verankern und das Angebot der Studienplätze an unseren lehramtsbildenden Hochschulen ermöglichen, so auch an der Europa-Universität in Flensburg.
Zusätzlich werden wir in der Lehrkräfteausbildung digitale Methodik und Didaktik sowie Medienbildung stärker verankern. Denn wir brauchen Pädagogen, die diese wichtigen Zukunftskompetenzen vermitteln und jungen Menschen Lust machen auf MINT-Fächer, auch um den Fachkräftebedarf in diesen Berufsfeldern zu decken. Wichtige Impulse gibt es im MINT-Bereich auch von den außerschulischen Lernorten, wie zum Beispiel der Phänomenta in Flensburg, wo Physik zum Anfassen geboten wird.
Spannende Kooperationen zwischen Schulen, der Wirtschaft und der Wissenschaft ergänzen den Unterricht. Denn den Schülerinnen und Schülern macht es Spaß, nicht nur Reels und Videos zu produzieren und in den sozialen Netzwerken hochzuladen, sondern auch eigene Anwendungen zu programmieren.
Um ein Beispiel aus der Praxis zu nennen: An der Auguste-Viktoria-Schule in Flensburg programmierten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Dozenten der Hochschule Flensburg eine CO2-Ampel für den Klassenraum. Auch stellen sie in der selbst organisierten Science-Night vor, was sie im NaWi-Profil so alles gemacht haben.
Bereits heute existieren viele digitale Innovationen „Made in Schleswig-Holstein“, die ein großes Potential auch für den Bildungssektor bieten. Beispielsweise können KI-gestützte Lernsysteme, wie das an der Hochschule Flensburg entwickelte, einen großen Teil zur Bildungsgerechtigkeit in unserem Land beitragen. Hier eröffnet sich uns die Chance, jedes Kind möglichst individuell zu fördern.
Die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig eine funktionierende digitale Infrastruktur in den Schulen, Hochschulen und Universitäten ist. Durch den Digitalpakt konnten wir gemeinsam mit dem Bund viel erreichen.
Digitale Lehr- und Lernmaterialien werden vom IQSH bereitgestellt. Dieses Angebot bauen wir stetig aus. Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler profitieren hiervon maßgeblich.
Die Digitalisierung im Bildungssystem – also angefangen bei den Kindertagesstätten, über die Schulen, die Berufsschulen, die Hochschulen und Universitäten - ist ein Prozess, den wir auch zukünftig zusammen mit allen Beteiligten gemeinsam gehen möchten, sodass wir gesamtgesellschaftlich hiervon profitieren.
Wir schaffen die Rahmenbedingungen, um alle Generationen fit zu machen für die Zukunft: und die ist digital.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel