Bildung | | Nr. 222/23
TOP 14: Wir brauchen fachkundige, motivierte, engagierte und gesunde Lehrkräfte
Es gilt das gesprochene Wort!
Verehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Gute Lehrkräfte fallen nicht vom Himmel.
Es ist ein langer Weg dorthin, vom Abitur übers Studium, bis hin zum Referendariat und dann braucht es noch eine gehörige Portion Erfahrung im schulischen Alltag, um den ambitionierten Ansprüchen zu genügen.
Eine Schlüsselrolle in diesem Prozess nimmt der Vorbereitungsdienst, früher Referendariat genannt, ein. Hier wird das theoretische Wissen der Universitäten mit der Praxis verwoben, hier rücken plötzlich neben der Fachwissenschaft auch Didaktik, Methodik und mediale Umsetzung in den Vordergrund.
Schleswig-Holstein setzt dabei auf zwei Ebenen: Die Ausbildung am Institut für Qualitätsentwicklung (IQSH) sowie an der Schule vor Ort. In meinen Augen eine gelungene Mischung aus Theorie und eigener Unterrichtstätigkeit, aus Input und Anleitung, aus Einzel-, Partner- und Gruppenerfahrungen und aus Ausprobieren und Gelerntem unter Beweis stellen.
Diese Ausbildungsphase findet nach 18 Monaten mit einem Prüfungstag seinen Abschluss, an dem selbstverständlich Unterricht gezeigt wird, aber auch weitere Prüfungssequenzen zu verschiedenen Themen wie Schulrecht und Schulentwicklung stattfinden.
Diese 1,5 Jahre fordern viel von den Lehrerinnen und Lehrer im Vorbereitungsdienst. Es ist eine anstrengende Zeit, in der die jungen Pädagoginnen und Pädagogen eine Menge an neuen Informationen verarbeiten müssen, vielfältige Erfahrungen machen und mit Anforderungen und Erwartungen konfrontiert werden.
Es ist aber eine wahre Freude, wenn man miterleben kann, was für Fortschritte und Entwicklungsschübe in dieser kurzen Zeit gemacht werden.
Ich durfte als Mentor zwei angehende Lehrkräfte durch den Vorbereitungsdienst begleiten und mich so von der hohen Qualität der Ausbildung in Schleswig-Holstein überzeugen. Hier bei uns können wir angehende Lehrkräfte wirklich guten Gewissens in den Beruf entlassen. Das ist nicht nur meine persönliche Erfahrung. Das habe ich auch von vielen Berufskolleginnen und -kollegen gehört: Im IQSH wird eine hochprofessionelle Arbeit geleistet.
Doch was gut ist, kann stets noch besser werden. Und genau das wollen wir mit unserem Antrag tun.
Natürlich wird die Ausbildung an Schule und IQSH stets evaluiert und geprüft, wo sich Potenziale für Nachschärfungen ergeben können und was als besonders herausfordernd wahrgenommen wird. Genannt werden z.B. Belastungserfahrungen, die aus „Druck von außen“, aber auch aus persönlichem Unter-Stress-Setzen resultieren.
Mancher berichtet auch von einem „Realitätsschock“ nach dem Studium. Ich denke, diesem können wir durch mehr Praxis im Studium Herr/ Frau werden. Denn so weiß die angehende Lehrkraft frühzeitig, was sie später erwartet und ob die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern sie erfüllt.
Häufig werden von Referendarinnen und Referendaren belastende Bewertungssituationen bei Unterrichtsbesuchen und in der Prüfung als Kritikpunkte benannt. Natürlich gehören eben diese Bewertungssituationen ein Stück weit dazu, was aber nicht heißt, dass man nicht für Verbesserung sorgen kann:
Ein Konzept soll intensivere Beratungsangebote auf den Weg bringen und kontinuierliche Rückmeldungen gewährleisten, damit niemand am Prüfungstag aus allen Wolken fällt. Bestimmt passiert dies schon häufig – wir wollen es aber verbindlich regeln.
Ebenso sollen Bewertungskriterien transparent gemacht werden, damit sich die LiV besser daran orientieren können. Auch Vernetzungsangebote sollen ausgeweitet und die Vertretung der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst gestärkt werden. Außerdem wollen wir klären, ob die Erstattung der Fahrkosten für Modultage ab dem Wohnort und nicht wie bisher ab dem Arbeitsort erfolgen kann. Diese Vorschläge werden, wie viele weitere aus unserem Handlungsplan zur Lehrkräftegewinnung, dazu beitragen, die Attraktivität des Berufes weiter zu erhöhen. Wir brauchen fachkundige, motivierte, engagierte und gesunde Lehrkräfte – das ist unsere große Verantwortung.
Dabei wollen wir so früh es geht ansetzen – bei den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst. Wir wollen sie intensiver beraten und ihnen bessere Möglichkeiten der Rückmeldung eröffnen. Schließlich starten angehende Lehrkräfte in den Vorbereitungsdienst, weil sie in ihrem Wunsch- oder Traumberuf arbeiten wollen. Und unsere Aufgabe ist es, ihnen dafür die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen und ihnen das ideale Rüstzeug an die Hand zu geben.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel