Aufarbeitung | | Nr. 584/16
Die Studie enthält erwartungsgemäß keine revolutionären Neuigkeiten, aber sie ist von größtem Wert
Der CDU-Abgeordnete Dr. Axel Bernstein hat heute (16. Dezember 2016) in seiner Rede Prof. Danker und seinem Team für die Arbeit gedankt.
„Der Auftrag ist alles in allem hervorragend und in einem ambitionierten Zeitplan umgesetzt. Es gab eine gute Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber und der Lenkungsgruppe“, so der CDU-Politiker.
„Die nun vorliegende Studie enthalte erwartungsgemäß keine revolutionären Neuigkeiten. Aber sie ist dennoch von größtem Wert! Sie bietet einen umfassenden quantitativen Überblick über die Kontinuitäten und sie zeigt: Personelle Kontinuitäten bedeuten nicht inhaltliche Kontinuitäten“, so Bernstein.
In der Studie heißt es dazu: „Es handelt sich indes nicht um eine „Renazifizierung“, wie in den 1950ern mancher meinte und seit den 1980ern auch die Perspektive der Aufarbeitung einnehmende Historiker_innen schrieben. Nein, Schleswig-Holstein wurde nicht von Alt-Nazis respektive „Braunen Cliquen“ in Parlament und Regierung gesteuert, denn dieses hätte vorausgesetzt, dass die Akteure alte Ziele in formaldemokratischer Tarnung weiterverfolgt hätten, etwa kollektiv als Putschisten agiert hätten. Dafür gibt es keinerlei Anzeichen oder Exempel. Selbst jene unsere Untersuchungsgruppe leicht tangierenden, fraglos anrüchigen personellen Seilschaften und Vertuschungsnetze als extreme Verhaltensmuster zielten nicht auf eine politische Renazifizierung, sondern meinten das gesellschaftliche und berufliche Reüssieren im neu verfassten Staat.“
Die Studie mache auch deutlich, dass die Institutionen der jungen Bundesrepublik und die demokratischen Parteien eine erhebliche und anerkennenswerte Integrationsleistung in die Demokratie vollbracht haben.
„Im regionalen Zentrum, quasi im Maschinenraum der neuen demokratisch-rechtsstaatlichen Ordnung fand die Integration überdurchschnittlich vieler ehemaliger NS-Akteure statt. Das war ein Prozess, der gesellschaftlich wie herrschaftlich offenkundig sehr erfolgreich verlief, stabile regionale demokratische Strukturen schuf, moralisch jedoch gewiss belastend verlief“, so die Studie.
„Darüber hinaus ist die Studie ein wertvoller Beitrag zur politischen Bildung in Schleswig-Holstein. Über unser Land hinaus leistet sie einen Beitrag zur umfangreichen Forschung in unserem Land zur Forschung über den Übergang von Diktatur zu Demokratie sowohl 1945 als auch 1990. Diese Expertise ist in vielen Regionen der Welt gefragt“, so Bernstein.
„Im Kern geht es um immer wieder in neuen Kontexten auftauchende, brennend aktuelle Fragen an gesellschaftliches und politisches Neubeginnen nach der Ablösung von Diktaturen“, stellt die Studie fest.
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Max Schmachtenberg
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