OECD-Analyse | | Nr. 330/20
TOP 42: Gutachten ist ein Weckruf für die Region
Es gilt das gesprochene Wort!
Anrede,
der Regionsrat der Metropolregion Hamburg (MRH) hat im November 2019 einstimmig beschlossen, die OECD mit der Erstellung eines sog. „Territorial Reports“ zu beauftragen und die MRH damit bei ihrer strategischen Weiterentwicklung gutachterlich zu unterstützen. Mit dem Beschluss zu dieser Beauftragung hat der Regionsrat die Erwartung verbunden, die Zusammenarbeit in der MRH weiter zu vertiefen und umsetzbare Empfehlungen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Qualität des Lebens- und Arbeitsraums der Metropolregion zu erhalten.
In dem Report wird darauf verwiesen, dass die Metropolregion insgesamt über eine starke Wirtschaft verfügt und sich leistungsstarke Cluster in verschiedenen Wirtschaftszweigen entwickelt haben.
Beim Wachstum des Pro-Kopf-BIP ist sie im Zeitraum 2005 bis 2015 jedoch hinter allen anderen deutschen Metropolregionen, vor allen Dingen hinter den Süddeutschen, zurückgefallen.
Die Arbeitsproduktivität ist gemessen am Durchschnitt vergleichbarer Regionen des OECD-Raums eher gering. Zudem wird das Wachstumspotential durch fehlende Koordination bei der Clusterentwicklung beeinträchtigt.
Die Region ist dagegen gut positioniert, um die Chancen der Digitalisierung besser als bisher zu nutzen.
Um diese neuen Wachstumsmärkte zu erschließen und das öffentliche Dienstleistungsangebot erheblich zu verbessern, müssen dazu in Zukunft allerdings alle Kräfte im öffentlichen und privaten Sektor gebündelt werden. Die Wirtschaftsstruktur der Metropolregion ist stark durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägt, denen die Einführung und Weiterentwicklung optimaler und vernetzter digitaler Technologien in der Regel größere Schwierigkeiten bereitet. Besonders wichtig ist daher eine gezielte Unterstützung, um die sich hierbei bietenden Chancen stärker als bisher zu nutzen. Wir müssen das vorliegende Gutachten als Weckruf begreifen uns jetzt schnell und entschlossen handeln.
In den Bereichen Bildung und Humanressourcen benötigen wir dringend eine Anhebung des derzeit zu niedrigen Forschungs- und Entwicklungsniveaus sowie eine stärkere Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Dabei sollte auch das Potential moderner Forschungseinrichtungen wie z.B. des Elektronenlasers besser als bisher ausgeschöpft werden. Insbesondere im wichtigen Zukunftsbereich der Anwendung von künstlicher Intelligenz muss es zu einer deutlichen Intensivierung dieser Kooperation kommen.
Im Gutachten wird nachdrücklich empfohlen, eine integrierte regionale Innovationsstrategie zu entwickeln, die mit der gemeinsamen Fokussierung auf bestimmte Cluster die Effizienz von Wissensaufbau und Wissenstransfer nachhaltig steigert, Synergien besser als bisher nutzt und neue zukunftssichere Arbeitsplätze schafft, sowie die internationale Präsenz und Wettbewerbsfähigkeit der Region nachhaltig stärkt.
Dazu muss eine mit ausreichenden Kapazitäten und Ressourcen ausgestattete regionale Innovationsagentur eingerichtet werden.
Außerdem sollte die regionale Wohnungsbau- und Verkehrsplanung weiter optimiert werden. Dadurch könnten nicht nur Angebot und Nachfrage am Wohnungsmarkt besser aufeinander abgestimmt werden, sondern auch eine nachhaltigere ÖPNV-orientierte Verkehrsentwicklung gefördert und Engpässe in und im Umkreis der Stadt Hamburg beseitigt werden.
Dabei sollten auch die Rahmenbedingungen für die bessere Nutzung digitaler Mobilitätslösungen regional abgestimmt weiter vorangetrieben werden.
Wir sollten vor allem unsere gemeinsamen Stärken im Bereich der Energiewirtschaft durch eine bessere und vielfältigere Nutzung erneuerbarer Energien weiter voran bringen.
In Kombination mit der Digitalisierung der Energiewirtschaft, der Systemkopplung der Energiesektoren und dem weiteren Ausbau der Windenergie kann die Metropolregion zu einem globalen Vorreiter im Bereich der Umstellung auf erneuerbare Energien weiterentwickelt werden.
Neben den zahlreichen Projekten für die effizientere Nutzung erneuerbarer Energien ist das Zusammenwachsen der leitungsgebundenen Energieinfrastrukturen von entscheidender Bedeutung.
Ziel ist es, eine zukunftsfähige, sich wechselseitig ergänzende Energieplattform für eine vollständige Umstellung aller Energiesektoren auf CO2-freie Energieträger zu entwickeln.
Der OECD-Bericht und seine zentralen Handlungsempfehlungen bieten eine gute Grundlage die Zusammenarbeit in zentralen Bereichen weiter zu intensivieren, um die Region insgesamt zu stärken, vor allen Dingen aber die Lebensqualität und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern.
In einer sich immer schneller verändernden Welt müssen wir jetzt in enger regionaler Kooperation alle Kräfte bündeln, um in Zukunft die gemeinsamen Stärken konzentrierter als bisher zum gegenseitigen Nutzen einzusetzen.
Nur wenn uns dies besser als bisher gelingt, werden wir unserer gemeinsamen Verantwortung für die Zukunft der Menschen in unserer Region gerecht und nutzen wirklich alle Chancen, die sich uns bieten.
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Max Schmachtenberg
Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel