Die Fischereikrise kann das Land nicht alleine wuppen

Es gebe nichts zu deuteln und nichts zu beschönigen: Der Zustand der Bestände von Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee sei dramatisch schlecht. Das habe jetzt dazu geführt, dass es keine gezielte Fischerei mehr auf diese „Brotfische“ gebe und nur noch geringe Beifangmengen erlaubt seien. Die Fangquoten um 50% beim Hering und um 88 % beim Dorsch, die Angelfischer dürften maximal einen Dorsch pro Tag fangen. Die angehobenen Fangquoten bei Scholle (+ 25%) und Sprotte (+ 13%) könnten die Umsatzverluste keinesfalls ausgleichen.

Klaus Jensen, fischereipolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion: „Die Ostseefischerei steht somit in einer tiefen Krise, die die Fischereibetriebe, die Angelkutter und auch die Vermarktungsgenossenschaften an Land in ihrer Existenz bedrohen.“

Wie konnte es dazu kommen, fragt Jensen, um gleich mögliche Antworten zu liefern: „Die Wissenschaft nennt im Wesentlichen zwei Gründe: zum einen spielt natürlich der Fischereidruck, d.h. die entnommenen Mengen durch die Fischerei eine Rolle – das ist klar!
Zum anderen spielen die sich verändernden Umweltbedingungen durch die Erwärmung der Ostsee eine entscheidende Rolle. Dadurch laichen die Fische zu früh ab, bevor genug Nahrung für die Larven vorhanden ist. Dies ist also auch eine Folge des Klimawandels, der uns unmittelbar betrifft.“

Was sei also nun zu tun? Jensen: „Natürlich muss es Ziel sein, die jetzt flauen Fischbestände sich erholen zu lassen. Ob die jetzt beschlossenen Maßnahmen dieses Ziel erreichen, ist keineswegs gesichert, so die Wissenschaftler. Dennoch sollte man alles dafür tun, auch in Zukunft eine nachhaltige, regionale Versorgung mit regionalen Produkten wieder zu erlangen und zu sichern.“

Dafür solle man zwei Handlungsstränge verfolgen: Einerseits sei – wie im Antrag ein langfristiges, mit den Betroffenen abgestimmtes ganzheitliches Konzept zur Zukunft der Erwerbs- und Angelfischerei in der Ostsee zu erarbeiten. Der Erhalt der Fischerei und der Vermarktungsstrukturen an Land sollte mit dem Wiederaufbau der Fischbestände und deren nachhaltiger Nutzung verbunden werden. Das sei langfristig anzugehen.

Andererseits seien zudem kurzfristig Dinge anzustoßen, die den Betroffenen jetzt und gleich helfen würden. Sonst laufe man Gefahr, dass Fakten geschaffen würden, die gute, langfristige Konzepte hinfällig machen würden.

Jensen nannte dazu geeignete Instrumente:

  1. Ein sozialverträglicher Ausstieg für Betriebe ohne wirtschaftlich tragfähige Perspektive (Abwrackprämie).
  2. Eine befristete Stilllegung als Überbrückung für Betriebe, die weitermachen wollen.
  3. Die Erbringung von Dienstleistungen für wissenschaftliche Forschungsfragen, die bisher nicht ausreichend bearbeitet werden konnten.
  4. Die Förderung möglicher Zusammenschlüsse oder Neuausrichtungen von Organisationen an Land.

Das alles könne das Land aber nicht allein wuppen. Das müsse auch mit Mecklenburg-Vorpommern und dem Bund besprochen und geregelt werden. Daher sei zu begrüßen, dass die Bundesregierung zu einem Runden Tisch „Zukunftskonzept für die Ostseefischerei“ für Ende November eingeladen habe.

Auch müsse dieser Prozess nicht nur organisiert, sondern auch ausreichend finanziert werden. Hier komme u.a. der auf europäischer Ebene eingesetzte Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds in Frage, der für eine solche besondere Situation mit ausreichenden Finanzmitteln zur Verfügung stehen sollte.

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