Ein Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz aus der vergangenen Woche legte fest, die derzeit geltenden Maßnahmen bis zum 10. Januar zu verlängern. Das sei zwar in der Sache gut nachvollziehbar, fand Ralf Stegner, empfand aber den Zeitpunkt der Kommunikation „verkorkst“. Seine Kritik: Die Menschen würden damit von „oben herab behandelt“, die Akzeptanz der Bevölkerung würde damit verloren gehen.
Darauf entgegnete CDU-Fraktionschef Tobias Koch: „Es wäre nach Auffassung der SPD also besser gewesen, die klar absehbare Notwendigkeit zur Verlängerung der Maßnahmen zu verschweigen, die Menschen im Unklaren zu lassen, möglicherweise sogar falsche Hoffnungen zu schüren, um dann am 15. Dezember zu sagen, Überraschung, die Corona-Maßnahmen werden bis Januar verlängert. Diese Auffassung von politischer Kommunikation teile ich ausdrücklich nicht. Wenn eine Entscheidung in der Sache richtig ist, dann ist es ein Gebot von Transparenz und Ehrlichkeit in der Politik, das auch offen auszusprechen.“
So habe die SPD-Ministerin Malu Dreyer aus Rheinland-Pfalz erklärt: „Die Zahlen der Neuerkrankungen entwickeln sich leider nicht ausreichend positiv. Es ist das klare Signal: Auch Weihnachten und der Jahreswechsel verlangen Zurückhaltung. Die Verlängerung gibt allen Beteiligten jetzt schon die notwendige Planungssicherheit.“ Stegner solle also seine Vorwürfe lieber parteiintern klären, so Koch.
Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident hingegen habe gesagt, er sehe zurzeit kein Potential für weitere Öffnungsschritte. Das hieße insbesondere, dass sich Hotels und Gastronomie nicht darauf einstellten könnten, vor dem 10. Januar zu öffnen.
Damit blieb Günther bei seinen bisherigen Aussagen. Und: Um dafür Planungssicherheit zu geben, habe die MPK bereits am 25. November in ihrem damaligen Beschluss formuliert: „Bund und Länder gehen davon aus, dass wegen des hohen Infektionsgeschehens umfassende Beschränkungen bis Anfang Januar erforderlich sein werden.“ Und in Klammern war hinzugesetzt worden: „Insbesondere im Bereich Gastronomie und Hotels“.
Es sei geradlinig, ehrlich und nehme die Bürgerinnen und Bürger mit, wenn man ihnen frühzeitig die Wahrheit sagt und keine Märchen erzähle.
Bedeute das nun, dass aufgrund des MPK-Beschlusses aus der letzten Woche die bis zum 20. Dezember geltende Verordnung automatisch und unverändert bis zum 10. Januar verlängert worden wäre? Nein, das heiße es natürlich nicht – und das hätte es im Übrigen auch letzte Woche nicht bedeutet. Mit der Verlängerung des MPK-Beschlusses sei auch die Abweichungsoption für Länder mit einer Inzidenz unter 50 verlängert worden.
Wären die Zahlen in Schleswig-Holstein weiter in Richtung 35 gesunken, dann würde man jetzt eine andere Diskussion führen. Stattdessen sei Schleswig-Holstein seit Montag Risikogebiet, die Zahlen lägen oberhalb einer 50er Inzidenz, und das zurzeit mit steigender Tendenz. Daraus ergebe sich logischerweise die Konsequenz, die Maßnahmen nicht nur zu verlängern, sondern tendenziell sogar zu verschärfen. Dabei solle man jetzt aber nicht in Aktionismus verfallen.
Koch: „Absolut richtig finde ich es aber, wenn andere Bundesländer jetzt mit harten Maßnahmen vorangehen. Endlich passiert nun, was spätestens mit der letzten MPK am 25. November auch vereinbart worden war, nämlich eine inzidenzbasierte Hotspotstrategie umzusetzen.“
Schleswig-Holstein solle sich bundesweiten Verschärfungen nicht verweigern. Ein harter Lockdown biete die Chance, aus dem Dauerzustand des derzeitigen Lockdown-light herauszukommen. Dafür scheine Koch die Zeit von Weihnachten bis Anfang Januar am verträglichsten zu sein.